Karina: Hi und willkommen bei Speaking of Berlin. Zusammen reisen wir durch unsere Hauptstadt. Und du verbesserst dabei dein Deutsch.

Ich bin Karina, deine virtuelle Reisebegleiterin. In jeder Episode treffen wir Menschen, die ihre Abenteuer mit uns teilen.

Von lustigen Familientreffen zu kreativen Hobbies – hier hörst du viele aufregende Geschichten aus Berlin!

Möchtest du diesen Podcast hören und dabei mitlesen? Auf babbel.com/podcasts findest du den ganzen Text. Und … bist du startklar?

Heute erzählt uns Susann vom Leben im Plattenbau … im Platten-was? Keine Sorge, gleich verstehst du mehr.

Susann: Ich bin ein Wendekind. Ich bin kurz vor der Wende, also dem Mauerfall, geboren.

Meine Kindheit verbrachte ich in Ost-Berlin und bis heute komme ich gerne hierher.

Ein ganz besonderer Ort für mich ist der Wolkenhain in Marzahn.

Auf dieser Aussichtsplattform kann ich mich immer entspannen.

Ich liebe den Ausblick von hier oben: kleine Häuser, große Plattenbauten und grüne Parks … Und schau mal da vorne … genau dort … ist mein Plattenbau …

Im Zweiten Weltkrieg wurden viele Häuser zerbombt. Deswegen gab es danach in Berlin nicht genug Wohnungen.

Aber die DDR hatte eine sehr praktische Lösung: die Plattenbauten. Ein Plattenbau ist ein Haus, das aus großen Betonplatten besteht.

Insgesamt wollte die Regierung drei Millionen neue Wohnungen bauen. Doch das blieb nur Theorie, denn das Projekt war sehr teuer.

Und weil es nicht genug Wohnungen gab, hatten Familien Priorität. Für junge Paare, die schnell eine Wohnung bekommen wollten, gab es einen Trick: Heiraten.

Auch meine Eltern und ich lebten in einem Plattenbau. Das war damals Luxus.

Alle Wohnungen in diesem Plattenbau waren identisch. Wenn ich zu Besuch bei meinen Freundinnen war, wusste ich also sofort, wo die Toilette ist!

Sehr praktisch, oder? Das Highlight für uns alle waren die Innenhöfe.

Jeder Hof war eine eigene Welt. Auf dem einen spielten kleine Kinder. Auf dem zweiten Hof saßen ältere Menschen mit ihrer Zeitung.

Auf dem dritten Hof saßen Jugendliche. Sie hörten laute Musik und rauchten. Dort lief ich nicht gerne vorbei …

Ich ging nur auf den dritten Hof, wenn Tobias mit seinem Hund da war.

— Hey Susann!

— Hi!

— Wie geht’s?

— Gut.

Tobias war schon älter als ich. Er war der “Chef vom Hof” …

Eine Tür weiter lebte meine beste Freundin Steffi. Steffi und ich machten alles zusammen.

Gemeinsam sangen wir Karaoke, schrieben Liebesbriefe an Tobias und warfen unsere Hausarbeiten mit den schlechten Noten in den Müllschlucker.

Aber vor allem liebten wir Klingelstreiche. Wir drückten auf alle Klingeln in dem hohen Plattenbau …

— Ja, bitte?

— Hallo?

— Wer ist denn da?

… lachten laut … und rannten dann weg …

— Susann! Schnell!

Aber einmal hat uns Oma Ingrid gesehen! Sie stand immer am Fenster und beobachtete die Menschen draußen. Sie erzählte es natürlich sofort unseren Eltern!

Unsere Eltern waren richtig sauer! Wir bekamen großen Ärger. Eine Woche durften wir nicht rausgehen!

Und Telefonverbot bekamen wir auch. Aber Steffi und ich hatten eine Idee.

Wir nahmen zwei Dosen und eine Schnur und machten ein Telefon daraus. Dann trafen wir uns heimlich auf unseren Balkonen.

— Guck mal! Da steht Tobias.

— Echt? Wo denn?

— Da!

Wir benutzten das Dosentelefon für unsere Geheimnisse. So hatten wir trotzdem unseren Spaß!

Heute verstehe ich — der Plattenbau war ein Spiegel der kommunistischen Gesellschaft. In einem Haus lebten ganz verschiedene Menschen.

Und sie alle lebten in exakt den gleichen Wohnungen. Über all das denke ich nach, hier oben auf dem Wolkenhain in Marzahn.

Und schau mal da vorne … genau dort … ist mein Plattenbau …

Karina: Aha … So war also das Leben im Plattenbau! Hast du damals auch Klingelstreiche gemacht? Ich ja, zusammen mit meiner besten Freundin!

A propos “meine beste Freundin”. “Meine” zeigt, dass ich etwas besitze oder dass es zu mir gehört. Susann verwendet viele “Possessivadjektive”: unser Balkon, ihre Zeitungen, mein Plattenbau … Willst du mehr über dieses Thema erfahren? Übungen findest du in deiner Babbel-App!

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Einen schönen Tag wünscht dir deine Karina. Tschüss!