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Start
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Anna: Bonjour und willkommen bei Französisch en route! Mein Name ist Anna und ich bin ein großer Französisch-Fan. In diesem Podcast machen wir eine virtuelle Tour durch verschiedene Teile des französischsprachigen Universums und hören Geschichten aus dem wahren Leben – natürlich auf Französisch! Ich begleite dich auf dem Weg, erkläre ungewöhnliche Vokabeln und gebe Hintergrundinformationen zu den Geschichten.
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Noch eine Sache bevor es losgeht: Wusstest du, dass du beim Hören mitlesen kannst? Du findest ein Transkript, zusammen mit Bildern und Videos, unter babbel.com/podcasts oder unter dem Link in der Episodenbeschreibung.
00:49
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Heute geht es in den Libanon. Dort ist Arabisch die offizielle Sprache. Fast 40 % der Libanesen sind aber auch französischsprachig, das heißt, sie wechseln ständig zwischen Französisch und Arabisch! Aber warum sprechen die Menschen im Libanon auch Französisch? Nach dem Ersten Weltkrieg schlossen Frankreich und Großbritannien einen Geheimvertrag, das Sykes-Picot-Abkommen. In diesem Vertrag teilten sie das ehemalige Osmanische Reich unter sich auf. Frankreich nahm das Gebiet des heutigen Libanon und Syriens ein. Unter der Besatzung waren sowohl Französisch als auch Arabisch Amtssprachen in dieser Region, bis 1943 das französische Mandat endete und Syrien und Libanon zu unabhängigen Ländern wurden.
01:44
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Unsere heutige Erzählerin ist Lina. Sie ist Libanesin, lebt aber schon seit zehn Jahren in Berlin. Lina wird uns davon erzählen, wie sie vor einigen Jahren zu Weihnachten zurück in den Libanon flog.
01:56
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Na, ist bei dir schon festliche Stimmung aufgekommen? Ich hoffe doch! Aber keine Sorge, auch im Sommer wird dir die Geschichte gefallen.
02:07
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Lina: Je m'appelle Lina, je suis libanaise et j’habite à Berlin depuis plu(s) de 10 ans. Je viens d'une grande famille arabe de 4 enfants. Aujourd’hui, bien sûr, la famille est plus grande : j’ai plein de neveux et de nièces, des beaux-frères et des belles-sœurs.
02:27
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Mon histoire se passe en décembre 2019, avant la pandémie, quand on avait encore des trucs intéressants à vivre. Je suis retournée à Beyrouth pour rendre visite à ma famille pour Noël.
02:44
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Anna: Lina erzählt, dass sie aus einer großen arabischen Familie mit vier Geschwistern kommt. Und heute ist die Familie noch größer: Sie hat viele Neffen und Nichten, Schwager und Schwägerinnen, des «beaux-frères et des belles-sœurs».
 
Ihre Geschichte spielt im Dezember 2019, vor der Pandemie, «quand on avait encore des trucs intéressants à vivre», also als wir noch interessante Dinge zu tun hatten. «Des trucs» ist ein umgangssprachliches Wort für ‘Dinge’ oder ‘Sachen’. 
 
In diesem Jahr kehrte sie nach Beirut zurück, um ihre Familie zu Weihnachten zu besuchen!
03:23
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Lina: Aller à Beyrouth pour Noël, c’est pas du tout des vacances ! C’est même plus stressant que ma vie à Berlin. Tous les jours, mes neveux me réveillent à 7 heures, ma mère tue un poulet pour le petit-déjeuner, une vache pour le déjeuner et deux moutons pour le dîner. Moi, je ne veux pas manger de viande. Mais ma mère ne comprend pas.
03:52
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Pendant le dîner, tout le monde boit du vin et du whisky. On parle beaucoup, on débat. J’explique à ma mère que je ne mange pas que du tofu. Mais elle ne comprend pas ça non plus.
04:09
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Anna: Lina meint: Weihnachten in Beirut ist überhaupt kein Urlaub. Es ist sogar noch stressiger als ihr Leben in Berlin! Ihre Neffen wecken sie jeden Tag um sieben Uhr morgens, und ihre Mutter schlachtet ein Huhn zum Frühstück, eine Kuh zum Mittagessen und zwei Schafe zum Abendessen! Lina will kein Fleisch essen, aber ihre Mutter versteht das nicht. Beim Abendessen trinken alle Wein und Whiskey. Sie reden viel und diskutieren über Gott und die Welt. Lina erklärt ihrer Mutter: «Je ne mange pas que du tofu». Ich esse nicht nur Tofu. Aber das versteht sie auch nicht – «elle ne comprend pas ça non plus.».
 
Klingt genau wie ein Fest bei meiner Familie!
04:53
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Lina: Cette année-là, deux amis français viennent me rendre visite au Liban. Les trois premiers jours de leur visite se passent comme prévus : ils font une overdose de houmous et ils sont surpris parce qu’il pleut tout le temps. Bien sûr, ils sont français alors ils critiquent beaucoup : il y a trop de circulation sur la route, les Libanais ne respectent pas l’environnement et cetera.... Mais ils oublient que le Liban est un pays qui a connu beaucoup de guerres. Pour un Libanais, séparer le papier et le plastique, c’est bien mais avoir un toit c’est plus important !
05:40
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Anna: In diesem Jahr kommen «deux amis», zwei Freunde aus Frankreich zu Besuch. Die ersten drei Tage verlaufen wie erwartet: «Se passent comme prévus». Sie essen eine Überdosis Hummus und sind überrascht, weil es die ganze Zeit regnet. Lina sagt: «Bien sûr», natürlich, sie sind Franzosen – also beschweren sie sich viel: Es gibt zu viel Verkehr, die Libanesen würden die Umwelt nicht respektieren, usw. ... Aber sie vergessen eins: In dem Land hat es viele Kriege gegeben. Papier und Plastik zu trennen, ist wichtig, aber wichtiger ist es erst einmal, ein Dach, «un toit», über dem Kopf zu haben.
 
Wer die achtziger Jahre im Libanon miterlebt hat, weiß wahrscheinlich: das Land wird seit Jahrzehnten von Konflikten heimgesucht. Und doch ist es ein Land so reich an Kultur und von besonderer natürlicher Schönheit. Und die Menschen sind unglaublich gastfreundlich und großzügig!
06:37
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Lina: Un jour, nous décidons d'aller à Sour, une ville au sud du Liban. Sour est une ville magnifique, très ancienne. Mais il y a le Hezbollah. Le Hezbollah, c’est le parti musulman chiite. Et il utilise cette ville comme base pour protéger la frontière avec Israël. Il faut donc faire attention : on ne peut pas dire n’importe quoi ou aller n’importe où.
07:12
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Nous partons en voiture. Mes amis sont très heureux de visiter le Liban, il fait beau, tout va bien. Nous arrivons à Sour. Mais soudain, il y a un poste de contrôle du Hezbollah. Et mon ami français qui conduit la voiture ne s’arrête pas !
07:37
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Anna: Eines Tages beschließen sie, nach Sour zu fahren – im Deutschen auch bekannt als “Tyros”. Die Stadt liegt ganz im Süden Libanons und gehört aufgrund ihrer einzigartigen Archäologie zum UNESCO-Weltkulturerbe! Sour ist eine wunderschöne und sehr alte Stadt, erzählt Lina. Aber in Sour befindet sich auch «le Hezbollah», die Hisbollah, eine Partei der schiitischen Muslime. Hier musst du vorsichtig sein, sagt sie: «On ne peut pas dire n'importe quoi ou aller n'importe où». Man kann nicht sagen, was man will oder gehen, wohin man will.
 
Sie fahren mit dem Auto los, und alles läuft gut, bis sie in Sour ankommen. Denn plötzlich gibt es einen Hisbollah-Kontrollpunkt. Und Linas französischer Freund, der am Steuer sitzt, hält nicht an!
08:27
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Lina: Un homme armé hurle et court vers nous avec son arme, mon ami arrête la voiture. On a super peur. Je m’excuse et j’explique en arabe : « il est français et il ne connaît pas les règles au Liban ». Le soldat comprend, il rit, je ris, mes amis français rient aussi mais sans comprendre pourquoi.
08:57
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Finalement, nous visitons Sour : les plages, la ville antique, le port, le marché, tous les quartiers touristiques. C’est très beau ! À la fin de la journée, mes amis insistent pour se promener dans un quartier moins touristique, au hasard. Il fait noir, j’ai un peu peur mais j’accepte.
09:26
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Anna: Ein bewaffneter Mann schreit los und rennt mit seiner Waffe auf sie zu! Linas Freund hält das Auto an. Alle haben große Angst. Lina entschuldigt sich und erklärt auf Arabisch, dass ihr Freund Franzose ist und die Regeln im Libanon nicht kennt. Zum Glück hat der Soldat Verständnis. Er lacht, Lina lacht, ihre französischen Freunde lachen auch ... ohne zu verstehen warum.
Und schließlich besichtigen sie Sour: die Strände, die Altstadt, den Hafen, den Markt, alle touristischen Gebiete. Es ist sehr schön! Am Ende des Ausflugs bestehen ihre Freunde darauf, noch ein bisschen durch eine weniger touristische Gegend zu laufen, «au hasard», auf gut Glück. Es wird dunkel, aber obwohl Lina Angst hat, stimmt sie zu.
10:16
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Lina: On marche une heure et on arrive devant un quartier contrôlé par le Hezbollah. Il n’y a personne dans la rue. L’entrée est bloquée par des barrières métalliques. Comme dans un film de zombie. Bref, n’importe qui voudrait partir.
10:36
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Mais pas mes deux amis français. Non, eux, ils sont intrigués, bien sûr ! « Est-ce qu’on peut entrer, tu crois, Lina ? » me demande mon amie. Entrer ? Mais, n’importe quoi ! Ils sont fous ! On va être arrêtés et interrogés comme des espions ! À ce moment-là, je pète les plombs. Je crie : soit on rentre à Beyrouth maintenant, soit je vous laisse ici !
11:07
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Anna: Sie laufen eine Stunde lang und kommen in einem von der Hisbollah kontrollierten Gebiet an. Auf der Straße ist niemand zu sehen. Der Eingang ist durch Metallbarrieren versperrt – wie in einem Zombiefilm. Wie Lina sagt: 
Jeder würde dort raus wollen! «N'importe qui voudrait partir.» Aber nicht Linas Freunde! Nein, die sind neugierig, natürlich! "Meinst du, wir können reingehen, Lina?", fragt ihre Freundin. Reingehen? Lina antwortet: «N'importe quoi!» Blödsinn! Die sind doch verrückt! Sie werden bestimmt angehalten und als Spione verhört werden! In diesem Moment sagt sie: «Je pète les plombs». Mir brennt eine Sicherung durch. Sie besteht darauf: entweder sie brechen sofort nach Beirut auf oder sie lässt sie alleine dort.
 
Also ich wüsste, was ich tun würde …
12:01
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Lina: Finalement, on retourne à la voiture. Sur la route, je ne veux plus un mot en français. Nous arrivons à la maison après le dîner. Mes amis racontent notre histoire. Ma mère est triste, elle me dit : mais pourquoi tu n’as pas laissé tes amis à Sour ? J’avais préparé un riz au poulet, du fattouche et du tabbouleh !
12:25
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Anna: Endlich gehen sie zurück zum Auto. Auf dem Heimweg will Lina kein Wort Französisch mehr hören. Sie kommen nach dem Abendessen zu Hause an, und erzählen die Geschichte. 
 
Überraschenderweise ist Linas Mutter traurig. Sie sagt zu Lina: "Aber warum hast du deine Freunde nicht in Sour gelassen?" Warum in aller Welt sollte sie das fragen?! Weil Lina das besondere Abendessen verpasst hat, das ihre Mutter vorbereitet hatte: Reis mit Hähnchen, «Fattouche», ein gehackter Salat mit Tomaten, Radieschen und anderem Gemüse, kombiniert mit geröstetem Fladenbrot, und «Tabbouleh». Tabbouleh besteht aus eingeweichtem Bulgur, gehackter Petersilie, Minze, Zwiebeln, Granatapfelkernen, Olivenöl und Zitronensaft. Das klingt nach einem Menü, das man nicht verpassen sollte!
13:16
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Da haben wir es also – eine kleine Weihnachtsgeschichte aus dem Libanon.

Hast du Lust auf eine Herausforderung? Dann kannst du dir die französische Version dieser Folge ohne meinen Kommentar anhören. Und natürlich kannst du jede Folge so oft wiederholen, wie du du magst.
13:31
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Wir freuen uns über dein Feedback. Sende es uns einfach per E-Mail an podcasting@babbel.com oder direkt über deine Podcast-App!
Und wenn du Lust hast, kannst du auch die Umfrage in der Episodenbeschreibung ausfüllen. So können wir den Podcast noch besser für dich machen!
13:49
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Vielen Dank fürs Zuhören und bis zur nächsten Folge von Französisch en route ...
13:54
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«Au revoir!»
End
Lina berichtet uns von einem besonderen Weihnachtsfest in ihrer Heimat im Libanon. Wir reisen in die libanesische Hauptstadt Beirut, wo Lina uns auf eine kulturelle und kulinarische Tour mitnimmt. Was hältst du von Französisch en route? Verrate uns, was wir verbessern können! Folge dazu einfach diesem Link zur Umfrage. Merci! https://bit.ly/deu_survey Gerne kannst du uns auch eine Mail an podcasting@babbel.com schreiben!